Der Delegation gehören die Senatoren Marek Rocki, Vorsitzender des Senatsausschusses für Auswärtige Angelegenheiten und die Europäische Union, Jan Dobrzyński, stellvertretender Vorsitzender dieses Ausschusses, sowie die Ausschussmitglieder Dorota Czudowska und Marek Pęk an.
Am Donnerstag traf die Delegation in Dresden ein. In der Sächsischen Staatskanzlei traf der Marschall mit dem Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen Stanislaw Tillich zusammen. Thema der Begegnung waren u.a. Fragen der Migrationspolitik und der humanitären Hilfe für Flüchtlinge. Sachsens Ministerpräsident wies darauf hin, dass 1,2 Mio. Flüchtlinge nach Deutschland gekommen seien, was eine große Belastung für die Selbstverwaltungen darstelle. Für Freitag ist ein Treffen der Ministerpräsidenten der Länder mit Bundeskanzlerin Angela Merkel zu dieser Frage geplant. Der Senatsmarschall bekräftige den Standpunkt Polens: Unser Land wird Flüchtlinge aufnehmen, nicht aber Emigranten. Er erklärte die Bereitschaft zu humanitärer Hilfeleistung, sofern Bedarf daran bestehe. Stanisław Karczewski informierte zudem darüber, dass in Polen viele Ukrainer lebten, die sich gut assimilierten und Lücken auf dem polnischen Arbeitsmarkt füllten.
Der Senatsmarschall traf auch die sächsischen Staatsminister für Justiz, Sebastian Gemkow, sowie für Umwelt und Landwirtschaft, Thomas Schmidt. Gegenstand des Gesprächs war die Notwendigkeit für die Gewährleistung von Sicherheit, insbesondere mit Blick auf den in Kürze stattfindenden NATO-Gipfel und den Weltjugendtag. Marschall Karczewski übermittelte auch, dass die polnische Landwirtschaft eine Angleichung der Höhe der Direktzahlungen für die Landwirte in den EU-Mitgliedsländern fordert.
Der Senatsmarschall nahm auch an der Eröffnung der Ausstellung „Kulturzug” in der Hochschule für Bildende Künste teil. Die polnische Delegation stattete dem Sächsischen Landtag einen Besuch ab und wohnte kurz einer Plenarsitzung bei. Marschall Karczewski sprach dort mit dem Präsidenten des Sächsischen Landtags Matthias Rößler. Außerdem besichtigte die Delegation des Senats das Kraszewski-Museum in Dresden.
Am späten Nachmittag desselben Tages trafen sich die Senatoren in Berlin mit der Polonia. Der Marschall wurde dort u.a. gefragt, ob seiner Meinung nach Polen Ziel eines internationalen Angriffs in Verbindung mit der Situation um das Verfassungstribunal sei. Man berief sich dabei u. a. auf die kürzlich vom Europäischen Parlament verabschiedete Resolution zur Situation um das Verfassungstribunal und auf Artikel zu diesem Thema in den deutschen Medien. Der Marschall argumentierte, dass die polnischen Behörden einen Dialog mit der Opposition führen möchten und „viele Vorschläge“ zur Lösung des Streits hätten. Seines Erachtens sei der Streit um das Verfassungstribunal durch die PO ausgelöst worden, und die PiS müsse nun eine Lösung finden.
Gefragt nach einer Unterstützung für die Polonia, u. a. im Bereich der Rechtshilfe und der Schulen, antwortete der Marschall, dass die Organisationen der Polonia vom Senat jetzt und in Zukunft unterstützt werden, allerdings könne Polen in einigen Belangen nicht andere Staaten vertreten.
Während des Treffens wurde auch das Thema der Regelung des Status der deutschen Polonia aufgeworfen, durch den – nach Ansicht von Teilnehmern des Treffens – die Frage der Verwirklichung der Verpflichtungen Deutschlands gegenüber dieser Minderheit nicht vollständig geklärt werde. Die Vertreter der deutschen Polonia beklagten sich, dass sie z.B. in der Frage der polnischen Bildung mal an den Bund und mal an die Länder verwiesen würden. Sie machten geltend, dass eine Debatte über die Umsetzung des seit 25 Jahren geltenden deutsch-polnischen Vertrages über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit unabdingbar sei.
Der Senatsmarschall erinnerte daran, dass der Senat seit 2016 über Mittel zur Betreuung der Polonia verfügt. Er teilte auch mit, dass er erste Schlüsse aus den Konsultationen gezogen habe, die der Senat seit März mit Organisationen der Polonia führt. Aus den eingegangenen Antworten geht laut S. Karczewski hervor, dass das Problem des Polnischunterrichts in anderen Ländern „das Dringendste“ ist. Eine wichtige Frage sei außerdem der „Schutz von Polens gutem Image in der Welt“. Der Marschall kündigte auch an, dass demnächst die Arbeiten an einem Gesetz abgeschlossen würden, das dem Senat die Koordination der Maßnahmen zur Förderung der Polonia zusichert.
Am Freitag ist die Delegation der Senats im Bundesrat zu Gast. Der Marschall wird mit dem Bundesratspräsidenten Stanislaw Tillich und dem deutschen Außenminister Frank-Walter Steinmeier sprechen. Hauptthemen der Gespräche werden der bevorstehende NATO-Gipfel in Warschau, Fragen der Sicherheit, der Migration und Flüchtlinge sowie die Organisation des Weltjugendtages sein. Darüber hinaus kündigte der Marschall an, Themen der Zusammenarbeit zwischen den Parlamenten Deutschlands und Polens und den 1050. Jahrestag der Taufe Polens ansprechen zu wollen.
Der Senat der Republik Polen