„71 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, der – wie es damals schien – unsere Gesellschaften für viele Generationen unwiderruflich trennen würde, können wir Ihnen heute das Ergebnis eines außergewöhnlichen deutsch-polnischen Projekts vorstellen: ein deutsch-polnisches Geschichtsbuch“, sagte Waszczykowski bei der feierlichen Buchvorstellung in der Berliner Robert Jungk-Oberschule.
„Das Lehrbuch hat einen praktischen Charakter, weil deutsche und polnische Schüler von nun an die gemeinsame europäische Geschichte aus der gleichen Perspektive gesehen kennenlernen können. Es wird den jungen Menschen ermöglichen, die historische Sensibilität der Nachbarn besser zu verstehen, den Dialog erleichtern, Stereotype überwinden helfen und größere Toleranz lehren“, sagte der polnische Chefdiplomat.
Seiner Ansicht nach hat die Einführung des Lehrbuchs auch einen symbolischen Charakter, weil es sich in die diesjährigen Feiern des 25. Jahrestages der Unterzeichnung des Vertrags über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit einfügt.
„Diese Publikation zeigt, wie schnell es uns in gemeinsamer Anstrengung gelungen ist, eine Normalisierung im beiderseitigen Verhältnis herbeizuführen. Sie ist auch ein Ausdruck der Reife und der Offenheit beider Länder sowie der Bereitschaft, über alle, auch die schwierigsten und heikelsten Themen zu sprechen“, meinte Waszczykowski.
"Trud opłacił się. To wspaniała książka, która uczula na marzenia, ale i traumę [? urazy] , które łączą Polaków i Niemców [? … łączą nasi sąsiedzi ze wspólną historią Polski i Niemiec] ; książka pomoże [? wam, miejmy nadzieję… ;-)] w sformowaniu wspólnego niemiecko-polskiego spojrzenia na historię, na jej ciemne strony, które i na naszych czasach odcisnęły piętno, ale także na jasne strony naszej wspólnej historii" - mówił Steinmeier.
„Die Mühe hat sich gelohnt. Es ist ein wunderbares Buch geworden, das hellhörig macht für die Träume, aber eben auch die Traumata, mit denen unsere Nachbarn die gemeinsame Geschichte Polens und Deutschlands miteinander verbinden. Ein Buch, das euch hoffentlich hilft, einen gemeinsamen deutsch-polnischen Blick auf diese Geschichte zu entwickeln - auf die Schatten, die sie bis in unsere Gegenwart wirft, aber auch auf das Licht“, sagte Steinmeier.
Der deutsche Politiker hob hervor, dass „nach allem, was Deutsche Polen im 20. Jahrhundert angetan haben“, gutnachbarliche Beziehungen „ganz so selbstverständlich nicht“ seien. Er fügt hinzu, dass er den polnischen Partnern dankbar dafür sei, dass sich die Vertreter beider Länder trotz strittiger Fragen, wie etwa der der Einwanderer, „an einen Tisch setzen“.
In seiner Rede dankte Steinmeier „für den mutigen Freiheitskampf der Arbeiter auf den Danziger Werften, für die Bereitschaft der polnischen Nachbarn, neues Vertrauen in uns Deutsche zu fassen“, und für die unzähligen zwischenmenschlichen Kontakte, „unabhängig davon, wer gerade in Warschau oder Berlin regiert“.
Im Hinblick auf den 25. Jahrestag des Nachbarschaftsvertrags sagte Steinmeier, dass Deutsche und Polen „endlich geworden sind, wovon schon Willy Brandt [Kanzler der Bundesrepublik Deutschland in den Jahren 1969-1974 – PAP] geträumt hat – gute Nachbarn“.
„Anfangs gab es viele Skeptiker, aber es ist uns gelungen, nicht nur die deutsche und die polnische Sicht miteinander zu verbinden, sondern zugleich auch einen gemeinsamen europäischen Narrativ zu entwickeln. Zum ersten Mal erhalten junge Deutsche und Polen dasselbe Quantum an Wissen über die Vergangenheit“, sagte der Direktor des Zentrums für Historische Forschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Berlin, Robert Traba.
„Wir mögen uns weiter über Interpretationen streiten, aber ihre Grundlage wird zuverlässiges Wissen sein. Das ist wichtig, denn gerade Mangel an Wissen und Sensibilität für den ‚Anderen’ ist die Quelle von Missverständnissen und Konflikten“, sagte Traba.
Das Lehrbuch „Europa. Unsere Geschichte” umfasst den Zeitraum von der Vorgeschichte bis zum ausgehenden Mittelalter. Es ist für Schüler der Sekundarstufe I bestimmt. Es kann bereits vom neuen Schuljahr an eingesetzt werden, doch in der Praxis wird es wohl später erfolgen. Bis 2018 sollen weitere drei Bände erscheinen, die den Zeitraum bis zum politischen Umbruch in den Jahren 1989-1990 umfassen.
Im Herbst 2006 hatte Steinmeier der polnischen Regierung vorgeschlagen, nach dem Vorbild einer ähnlichen deutsch-französischen Initiative ein gemeinsames Lehrbuch zu erarbeiten. Im Januar 2008 betrauten Warschau und Berlin die Gemeinsame Deutsch-Polnische Schulbuchkommission mit der Aufgabe, ein Konzept für das Projekt zu entwickeln. Im Mai 2008 machten sich beide Seiten an dessen Verwirklichung.