- Der Vertrag über gute Nachbarschaft ist zu einem Eckstein der deutsch-polnischen Partnerschaft geworden, die ihre Wurzeln nicht nur im Handeln von Politikern hat, sondern in dem Willen von Polen und Deutschen, sich trotz der schrecklichen Grausamkeiten und Leiden während der Zeit des Zweiten Weltkrieges aneinander anzunähern. Das ist eine große, gemeinsame Leistung und ein Beispiel nicht nur für Europa, sondern die ganze Welt - sagte der Präsident während der Feierlichkeiten im Schloss Bellevue.
Und er fügte hinzu: - Ein gespaltenes Europa bedeutet eine Niederlage für die große europäische Idee. Es ist auch eine Niederlage für alle Deutschen und Polen, die ihre Freiheit, und manchmal sogar auch ihr Leben riskierten, weil sie sich für die Versöhnung zwischen unseren Völkern einsetzten. Gemeinsam müssen wir alles dafür tun, dass diese Spaltung Europas nicht eintritt, dass es so nicht kommt. Jedes europäische Problem, auch das Flüchtlingsproblem, muss im Geist der Freiheit und der Achtung der Menschenrechte gelöst werden - sagte Andrzej Duda.
Bundespräsident Joachim Gauck betonte, die Feiern zum 25. Jahrestag der Vertragsunterzeichnung seien ein Fest des Friedens und der Freundschaft zwischen souveränen Nachbarstaaten, zwei gleichberechtigten Mitgliedern der EU und der NATO. Er unterstrich, dass Gesellschaften autonome Räume bräuchten, um ihren je eigenen Weg im sich einigenden Europa zu finden.
Er hob hervor, dass es manchen im Westen Europas noch immer schwer falle, die Bedingungen ausreichend zu berücksichtigen, die die Gesellschaften Ostmitteleuropas nach Jahrzehnten kommunistischer Herrschaft prägen. - Noch allzu oft wird angenommen, dass die Menschen in Ostmitteleuropa dieselben kulturellen Normen und Standards für richtig halten wie jene im Westen des Kontinents oder sie von dort wie selbstverständlich übernehmen - sagte Bundespräsident Gauck.
Während seines Berlinbesuchs traf der Staatspräsident auch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammen. Themen des Treffens mit der deutschen Politikerin waren – neben bilateralen Fragen – die europäische Politik, darunter die Ostpolitik, die Zukunft Europas, u. a. im Kontext des britischen Referendums, und die Lage in der Ukraine. Wie von Minister Szczerski angekündigt, legte Andrzej Duda bei seinen Gesprächen mit Politikern in Berlin erneut seinen Standpunkt zu Nord Stream 2 dar: dass dieses Projekt weder ökonomisch, noch im Hinblick auf die europäische Energiesicherheit gerechtfertigt sie.
Das Präsidentenpaar traf auch mit der Polonia zusammen, um sich gemeinsam das Spiel der polnischen gegen die deutsche Nationalmannschaft bei den gerade stattfindenden Europameisterschaften anzusehen. -Davor habe ich sogar noch geschmunzelt und gedacht, ein Remis wäre ein Jubiläumsergebnis zum 25. Jahrestag des Vertrags. Dazu werden wir uns morgen sicher mit der Frau Bundeskanzlerin beglückwünschen, denn wenn man weiterkommt, kann man bekanntlich immer etwas ruhiger spielen. Obwohl wir natürlich damit rechnen, dass unsere Mannschaft die nächsten Spiele gewinnt - sagte der Präsident unmittelbar nach der Begegnung, die mit einem Remis 0:0 zu Ende gegangen war, zu Journalisten.
Der deutsch-polnische Vertrag über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit wurde am 17. Juni 1991 unterzeichnet. Seine Signatare waren der Ministerpräsident der Republik Polen Jan Krzysztof Bielecki, der Kanzler der Bundesrepublik Deutschland Helmut Kohl sowie die damaligen Außenminister Krzysztof Skubiszewski und Hans-Dietrich Genscher. Dieser Vertrag ist zugleich eine Ergänzung des deutsch-polnischen Grenzvertrages vom 14. November 1990, der eine der Voraussetzungen für die deutsche Vereinigung war.
Auf der Grundlage eines Berichts der Kanzlei des Präsidenten der Republik Polen