Halbzeit in Wrocław mit spektakulärem Programm

Zur Halbzeit präsentiert sich die Europäische Kulturhauptstadt Wrocław (Breslau) mit einer großen Performance an der Oder.

Die wechselhafte Geschichte von Wrocław zwischen Zerstörung, Flucht, Vertreibung und Neuanfang greift das Spektakel "Flow" (Fluss) auf, das am 11. Juni 2016 in der Odermetropole veranstaltet wird. Beteiligt sind junge Künstler aus verschiedenen Ländern, die mit der jüngeren Geschichte Breslaus eng verwoben sind. Den ganzen Tag über finden Veranstaltungen im Stadtzentrum rund um die Oder statt.


Vier junge Komponisten aus Polen, Deutschland, Tschechien und Israel schufen gemeinsam eine Symphonie, die von jungen Musikern aus diesen Ländern am 11. Juni ihre Premiere haben wird. Mit dabei sind unter anderem Instrumentalisten und Chorsänger der Carl-Maria von Weber-Hochschule in Dresden. Die Aufführung ist ab 22 Uhr zwischen der Wyspa Piaskowa (Sandinsel) und der Most Pokoju (Friedensbrücke) zu erleben. Parallel zu dem musikalischen Programm wird auf Booten, die auf der Oder kreuzen, die wechselvolle Geschichte der Stadt im 20. Jahrhundert nacherzählt. Besucher können das rund einstündige Spektakel nicht nur bei freiem Eintritt vor Ort, sondern auch auf großen Leinwänden in der Stadt mitverfolgen.


Das nächtliche Konzert bildet den Höhepunkt des Flow-Programms, das den ganzen Tag über bei freiem Eintritt im Bereich der Oder stattfinden wird. So wechseln sich auf der Sandinsel ab 11 Uhr drei der besten israelischen Companies für zeitgenössischen Tanz ab. Auf der Wyspa Bielarska (Hinterbleiche) können Besucher unter anderem aus Baumrinde kleine Schiffe basteln und mit ihren Wünschen beladen vom Stapel lassen. Zwischen alter Markthalle und Nationalmuseum wird bei einer Straßenperformance die Geschichte einer unbekannten Familie aus Niederschlesien erzählt. Dort finden auch verschiedene Theater-, Gesangs- oder Tanzworkshops statt. Der Botanische Garten wird zur Bühne für das deutsch-polnische Projekt "Marmalade", an dem sich unter anderem das Theater der Jungen Welt aus Leipzig beteiligt. Geschmack und Geruch von Omas alten Rezepten sollen dabei Erinnerungen an die Vergangenheit wecken. Vor der Universität sind verschiedene Installationen der Geschichte der in Polen lebenden Ukrainer gewidmet.


Zeitgleich mit der Performance findet am Wochenende vom 10. bis 12. Juni auf dem Gelände des neuen Breslauer Stadions auch das "Festival des guten Bieres" statt, das als größtes Bierfest Polens gilt. Neben der Möglichkeit, Hunderte Biersorten aus dem In- und Ausland kennenzulernen, gibt es auch verschiedene Workshops rund um das Bier. Schon eine Woche später ist am 19. Juni im Nationalstadion die "Spanische Nacht mit Carmen" zu erleben. Das von der Breslauer Opernintendantin Ewa Michnik vorbereitete Spektakel soll eine Brücke nach San Sebastián, der zweiten Kulturstadt Europas im Jahr 2016, schlagen. Auf der Bühne stehen rund 500 Künstler aus Spanien und Polen, die unter anderem traditionelle spanische Zarzuelas darbieten werden.


Ein weiteres wichtiges Ereignis ist die offizielle Eröffnung des 4-Kuppel-Pavillons bei der Jahrhunderthalle am 25. Juni. Das von Prof. Hans Poelzig für die Jahrhundertausstellung 1913 entworfene Gebäude wird nach umfangreicher Sanierung die neue Abteilung für zeitgenössische Kunst des Nationalmuseums beherbergen und Werke von polnischen Künstlern wie Magdalena Abakanowicz, Tadeusz Kantor oder Paweł Althamer zeigen.


Die Lehmparade, die seit zehn Jahren in Bolesławiec (Bunzlau) veranstaltet wird, kommt in Form des "Festiwal Bieli" (Festival in Weiß) am 24. und 25. Juni ebenfalls nach Breslau. Geplant ist unter anderem eine Parade, bei der sich die Teilnehmer von oben bis unten mit Lehm einschmieren werden. Der Initiator Bogdan Nowak will mit dem Happening unter dem Titel "Wir sind alle aus dem gleichen Stoff" ein Zeichen für Toleranz und Mitmenschlichkeit setzen.


Informationen zum Kulturhauptstadtjahr in Wrocław unter www.wroclaw2016.pl An den Wochenenden bis September verkehrt ein Kulturzug zwischen Berlin und Breslau (je Strecke 19 Euro). Direkte Flugverbindungen gibt es von Dortmund, Düsseldorf, Frankfurt und München.

 

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