Die Botschaft der Republik Polen trauert um Prof. Dr. h.c. mult. Karl Dedecius

Am 26. Februar 2016 ist Karl Dedecius, der große Übersetzer polnischer Literatur und herausragende Brückenbauer zwischen Polen und Deutschland im Alter von fast 95 Jahren in Frankfurt am Main verstorben.
 

Karl Dedecius’ Lebenswerk ist als fester Bestandteil in die Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen eingegangen. Seine kongenialen Übersetzungen von Zbigniew Herbert, Stanisław Jerzy Lec, Czesław Miłosz, Tadeusz Różewicz, Wisława Szymborska, Adam Zagajewski und vielen anderen polnischen Schriftstellern haben zur weltweiten Anerkennung der polnischen Literatur beigetragen. Als Gründer und langjähriger Direktor (von 1980 bis 1997) des Deutschen Polen-Instituts in Darmstadt gab er die 50-bändige „Polnische Bibliothek“ sowie das siebenbändige „Panorama der polnischen Literatur des 20. Jahrhunderts“ heraus. Außerdem beschaffte er Stipendien für polnische Intellektuelle und organisierte Studienreisen für Journalisten, Übersetzer und Verleger aus dem Nachbarland.

 

Karl Dedecius wurde 1921 als Sohn deutscher Eltern in der polnischen Industriestadt Łódź geboren. Nach dem Kriegsdienst in der Wehrmacht (u.a. bei Stalingrad) und der sowjetischen Gefangenschaft kam er 1952 über eine Zwischenstation in Weimar in den Westen Deutschlands, wo er in einer Versicherungsgesellschaft tätig war. Erst nach Feierabend konnte er sich seiner Leidenschaft für die polnische Literatur und ihrer Übersetzung widmen. Seine Passion wurde 1959 mit der Herausgabe der ersten Anthologie „Lektion der Stille“ belohnt, die großen Erfolg hatte und vielfach besprochen wurde.

 

Karl Dedecius übersetzte mehr als 3.000 Gedichte, veröffentlichte regelmäßig polnische Lyrik in deutschen Verlagen, schrieb Essays zur polnischen Literatur und Geistesgeschichte und pflegte Freundschaften mit polnischen Schriftstellerinnen und Schriftstellern. Für seine Arbeit als Autor und Mittler wurde er im In- und Ausland mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Orden des Weißen Adlers der Republik Polen, dem Bundesverdienstkreuz, dem Deutsch-Polnischen Preis und dem Deutschen Nationalpreis. Mehrere polnische und deutsche Universitäten verliehen ihm die Ehrendoktorwürde, darunter die Katholische Universität Lublin (1987), die Universität Łódź (1990), die Universität Krakau (2000), die Universität Köln (1976) und die Europa-Universität Viadrina (2011), deren Universitätsbibliothek er 2001 sein Gesamtwerk (Karl Dedecius Archiv) übergeben hat.

 

Zu den wichtigsten Büchern von Karl Dedecius zählen: „Deutsche und Polen. Botschaft der Bücher“ (1971), „Überall ist Polen“ (1974), „Polnische Profile“ (1975), „Zur Literatur und Kultur Polens“ (1981), „Vom Übersetzen“ (1986), „Von Polens Poeten“ (1988), „Lebenslauf aus Büchern und Blättern“ (1990), „Panorama der polnischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Panorama. Ein Rundblick“ (2000), Polnische Gedichte des 20. Jahrhunderts. Polnisch und Deutsch (2008).

 

Seit 2003 vergibt die Robert Bosch Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Polen-Institut den „Karl-Dedecius-Preis für polnische Übersetzer deutscher Literatur und deutsche Übersetzer polnischer Literatur“.

 

Unter Verwendung von Quellen des DPI Darmstadt

 

Quelle