Gerechte unter den Völkern. Das Ulma-Museum in Markowa

„Indem sie anderen das Leben retteten, opferten sie ihr eigenes“: Die tragische Geschichte von Wiktoria und Józef Ulma und ihren sechs Kindern gab den Anstoß dazu, das Museum der Polen, die im Karpatenvorland Juden retteten, nach der Familie Ulma zu benennen. Das Museum ist ab dem 17. März zu besichtigen.
 

Das Museum in Markowa ist landesweit die erste museale Einrichtung, die allen Polen, die Juden retteten, gewidmet ist. Bislang gab es in Polen keinen Ort, an dem in einem breit angelegten Kontext und in systematischer Form die Portraits jener Helden präsentiert werden, die sich unter Lebensgefahr entschieden, ihren zur Vernichtung verurteilten jüdischen Mitbürgern zu helfen.

 

Das vom Schicksal der Ulmas inspirierte Museum stellt die Geschichte polnischer Helden aus der deutschen Besatzungszeit 1939-1945 dar. Im Zweiten Weltkrieg beschloss das Deutsche Reich die sog. „Endlösung der Judenfrage“. Polen wurden für jedwede Hilfe für Juden zum Tode verurteilt. Nur im von den Deutschen besetzten Polen unterlag die kollektive Verantwortung ganzer Familien diesem drakonischen Gesetz. Trotz der dafür drohenden Hinrichtung entschieden sich viele Polen, ihren jüdischen Nachbarn und Bekannten, aber auch völlig Fremden zu helfen. Unter ihnen war auch die Familie Ulma aus Markowa.

 

Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten in Markowa, dem größten Dorf Polens, fast 4.500 Menschen, darunter 30 jüdische Familien. Die Familie Ulma gewährte zwei jüdischen Familien Zuflucht, den Szalls und den Goldmans. In der Nacht des 24. März 1944 drangen deutsche Gendarmen in Begleitung von Angehörigen der sog. „Blauen Polizei“ in das Haus der Ulmas ein. Vor den Augen von Zeugen wurden Józef Ulma und seine Frau Wiktoria, die im neunten Monat schwanger war, ihre sechs Kinder und die acht Juden, die von der Familie versteckt wurden, brutal erschossen. Die heroische Haltung der Ulmas wurde zum Symbol für das Opfer aller Polen, die während des Krieges Juden retteten.

 

In Markowa kann man u. a. die Geschichte von Józef Ulma kennenlernen, einem beispielhaften und sozial engagierten Bürger, der als erster innovative Methoden des Obst- und Gartenbaus einführte. Er war im Katholischen Jugendzirkel aktiv und unterstützte die Bauernpartei des Landjugendverbandes „Wici“, in dem er Bibliothekar war. Seine größte Leidenschaft war jedoch die Fotografie. Er konstruierte eigenhändig einen Fotoapparat, mit dem er Tausende Aufnahmen seiner Familie und Bekannten machte.

 

Die Geschichte der Familie Ulma ist kein Einzelfall. Neben in aller Welt bekannten Namen wie Irena Sendler oder Jan Karski gab es Tausende namenloser polnischer Helden, die Juden retteten und in Vergessenheit gerieten. Geschichten polnischer Familien, die im Zweiten Weltkrieg Juden retteten, sind im unten beigefügten Material nachzulesen.

 

Die israelische Gedenkstätte der Märtyrer und Helden im Holocaust Yad Vashem zeichnete 1995 die Familie Ulma posthum mit der Medaille eines Gerechten unter den Völkern aus. Zum Gedenken an die damaligen Ereignisse wurde im Jahr 2004 ein Denkmal eingeweiht, das an den Märtyrertod der Familie erinnert.

 

Die feierliche Eröffnung des Museums in Markowa ist für den 17. März 2016 geplant. An den Veranstaltungen, mit denen der heroischen Haltung der Ulmas gedacht wird, werden der Präsident der Republik Polen Andrzej Duda und viele ausländische Gäste teilnehmen.

 

Büro des Pressesprechers
Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten

 

Quelle