Sie sind in: » Geschichte » Ereignisse » Das Katyn-Museum

Das Katyn-Museum

In Würdigung der Opfer des Massakers von Katyn 1940 und der Menschen, die über Jahre versuchten, die Wahrheit darüber aufzudecken, wurde am 17. September in Warschau der neue Sitz des Katyn-Museums eröffnet. Nach dem Museum des Warschauer Aufstands ist dies das zweite moderne Museum, das die wichtigsten Ereignisse in der polnischen Geschichte in Erinnerung ruft.
 

„Das Katyn-Museum ist neben dem Museum des Warschauer Aufstands ein weiterer Ort, der – davon bin ich überzeugt – zu einem nationalen Wallfahrtsort werden wird. Auch pädagogischer Wallfahrten - für Soldaten (...), für die Jugend. (Ich glaube), dass es besucht werden und populär sein wird; dass viele junge Menschen in unserem Land sagen werden: Es gibt zwei Orte, die man sich in Warschau unbedingt ansehen muss, um Polen etwas tiefer kennenzulernen: das Museum des Warschauer Aufstands und das Katyn-Museum“, sagte der Präsident der Republik Polen Andrzej Duda bei der Einweihungsfeier des neuen Museumssitzes.

Leitmotiv des Katyn-Museums ist der Weg. Der Weg, der fast 22.000 polnische Bürger, darunter mehr als 10.000 Offiziere von Armee und Polizei, durch die Gefangenschaft bis zu den Hinrichtungsstätten führte, wo sie durch die Hand der sowjetischen politischen Polizei des NKWD starben. Der Besichtigungsweg des Katyn-Museums beginnt am Appellplatz auf dem Gelände des 3,5 Hektar großen Parks der Warschauer Zitadelle. Dort wurden 90 Hainbuchen in gleichmäßigen Reihen angepflanzt, die wie Soldaten vor dem Museum Wache halten. Im Zentrum steht ein Eichenkreuz.
 

 „Wir eröffnen heute ein Museum, auf das Generationen von Polen gewartet haben. Ein Museum, das eines Verbrechens gedenkt, das vom sowjetischen Totalitarismus an der polnischen Nation begangen wurde“,  sagte Ministerpräsidentin Ewa Kopacz während der Eröffnungsfeier des Katyn-Museums in der Warschauer Zitadelle.
 

Der Weg führt in ein Gebäude der Zitadelle, einer Festung aus dem 19. Jahrhundert, in dem auf zwei Etagen die Ausstellung des Museums untergebracht ist. Zuerst lernen die Besucher die Umstände des Massakers von Katyn kennen. Die Informationen werden auf Multimedia-Bildschirmen, die in Kästen untergebracht sind, angezeigt. Mit Hilfe einer speziellen Plattform fährt man dann nach unten auf die Museumsebene mit dem Titel „Zeugnis“. Dort werden rund 5.500 authentische Artefakte, die aus den Gräbern von Katyn geborgen wurden, aufbewahrt. Weiter befindet sich dort die Allee der Abwesenden und das Katyn-Epitaph. Zum Ausgang des Museums auf dem Appellplatz führt eine große Treppe, die durch ein schmales, nach unten zum Epitaph fließendes Wasserrinnsal durchbrochen ist, das die Bemühungen vieler Menschen, vor allem der Katyn-Familien symbolisiert, die Wahrheit über die Ereignisse vom April 1940 aufzudecken.
 

Im Frühjahr 1940 ermordete die sowjetische politische Polizei des NKWD in der Gegend von Katyn bei Smolensk, in Miednoje unweit von Twer, in Bykiwnja unweit von Kiew oder Pjatychatky am Rande von Charkiw und wahrscheinlich auch in Weißrussland fast 22.000 polnische Bürger, darunter mehr als 10.000 Offiziere der Armee und Polizei. Die Entscheidung über die Exekution der „Kriegsgefangenen“ trafen die höchsten Organe der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken. Sie ist in einem Beschluss des Politbüros des Zentralkomitees der Kommunistischen Allunionspartei (Bolschewiki) vom 5. März 1940 (dem sog. Katyn-Beschluss) enthalten. Erst 1990 gab die UdSSR offiziell zu, dass das Verbrechen vom NKWD begangen wurde (zuvor hatten die sowjetischen Behörden die eigenen Verantwortung für die verübten Verbrechen abgestritten).
 

„Die Republik Polen braucht ein großes Herz, um all diese Opfer und ihre Angehörigen darin unterzubringen. Und dieses Herz hat sie seit langem. Diese Aufgabe ist gigantisch, denn schließlich erfordert sie sowohl Suchaktionen als auch Exhumierungen und - wo immer möglich – Identifizierungen und den Bau von Friedhöfen“, sagte bei der Eröffnung des neuen Museumssitzes der Generalsekretär des Rates zur Bewahrung der Erinnerung an Kampf und Martyrium Andrzej Kunert, Leiter des Teams, das das Geschichts- und Ausstellungsszenario für das Katyn-Museum entwickelt hat.

 

Quelle