Ausstellung „Der Warschauer Aufstand 1944” in Peenemünde

Am 1. Juli 2017 um 11.00 Uhr fand im Historisch-Technischen Museum Peenemünde die feierliche Eröffnung der Ausstellung „Der Warschauer Aufstand 1944“ statt. Ein weiteres Mal ist damit diese Ausstellung an einem für die Geschichte des Zweiten Weltkriegs derart signifikanten Ort zu Gast – diesmal auf dem Gelände der Versuchsanstalten Peenemünde, die in den Jahren 1936-1945 das größte militärische Forschungszentrum in Europa waren.
 

Vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und bis zu dessen Ende war Peenemünde das modernste Technologiezentrum weltweit. Dort gelang es 1942 zum ersten Mal in der Geschichte, eine Rakete in den Weltraum zu schießen, was den Grundstein zur Entwicklung der Raketentechnik legte und die späteren Weltraumflüge ermöglichte sowie den Auftakt zum Rüstungswettlauf des kalten Krieges bildete. Beim Bau des Zentrums wurden Zwangsarbeiter, KZ-Häftlinge und Kriegsgefangene eingesetzt. Ihre Arbeit konzentrierte sich vor allem auf die Entwicklung einer selbststeuernden Rakete und der ersten damals funktionierenden militärischen ballistischen Rakete, die als Terrorwaffe gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt wurde. Bei der Produktion unter unmenschlichen Bedingungen kamen sehr viele Häftlinge ums Leben.

 

„Ich freue mich, dass unsere Ausstellung auf der Insel Usedom, im Historisch-Technischen Museum Peenemünde zu Gast sein wird. Dies ist für alle Polen ein wichtiger Ort. Er erinnert daran, wie viele polnische Bürger unter den unmenschlichen Bedingungen bei der Produktion der Raketen ums Leben kamen. Die dort beschäftigten Zwangsarbeiter waren eine Informationsquelle von unschätzbarem Wert für die Aufklärung der Heimatarmee. Die von ihnen stammenden Angaben über die deutschen Aktivitäten wurden in den Westen weitergeleitet und von den Alliierten bei Bombenangriffen auf Peenemünde genutzt. Nicht nur Schlüsselinformationen gelangten in polnische Hände, sondern auch ein Blindgänger der gefährlichsten deutschen Waffe, der V2-Rakete, die die Polen anschließend den Briten übergaben. Die Erinnerung an die Vergangenheit und den tragischen Kampf sowie die Ehrung von Soldaten, die für universelle Werte wie Freiheit, Unabhängigkeit und Demokratie kämpften, ermöglichen uns, eine bessere Zukunft auf der Grundlage von Verständnis und Versöhnung aufzubauen“, sagte Jan Ołdakowski, Direktor des Museums des Warschauer Aufstandes.

 

Die Ausstellung ist die Fortführung eines 2014 begonnenen Projekts, das zum 70. Jahrestag des Ausbruchs des Warschauer Aufstandes entstand. 2014 war die Ausstellung in Berlin im Dokumentationszentrum Topographie des Terrors zu Gast – in den drei Monaten besichtigten sie über 280.000 Besucher. 2015 wurde die Ausstellung im NS-Dokumentationszentrum in München gezeigt, wo 35.000 Menschen sie sahen. An der Jahreswende 2016/2017 konnte man sich in der Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte in Heidelberg mit der Ausstellung vertraut machen. Bislang haben insgesamt 318.000 Personen die Ausstellung „Der Warschauer Aufstand“ besichtigt, was belegt, dass dieses deutsch-polnische Projekt ein wichtiges Ereignis in den heutigen Beziehungen zwischen unseren Ländern ist.

 

In der vom Museum des Warschauer Aufstandes konzipierten Ausstellung wird die Geschichte Warschaus ab 1918 gezeigt – einer Stadt des pulsierenden Lebens, deren Entwicklung der Zweite Weltkrieg brutal unterbrach. Besonderen Nachdruck legte man auf das Phänomen der 63 Tage andauernden Kämpfe des Warschauer Aufstandes und auf den Preis, den Warschau und Polen für den Wunsch nach Freiheit zahlen mussten. Die Erzählung endet mit der Wiedergeburt der Stadt nach den Jahren totalitärer Unterdrückung – als eine dynamische Metropole, die das über sie verhängte Urteil überwunden hat.

 

Die Ausstellung richtet sich vor allem an die junge Generation. Ergänzende Elemente sind eine interaktive Internetseite, die auf die Betrachtung auf Mobilgeräten angepasst ist, sowie ein Katalog in deutscher und englischer Sprache, der im Historisch-Technischen Museum Peenemünde vertrieben wird.

 

Konzeption: Museum des Warschauer Aufstandes

Gastgeber: Historisch-Technisches Museum Peenemünde

 

Für ihre Unterstützung danken wir:

der Stiftung Topographie des Terrors

der Volkswagen AG in Wolfsburg

der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit

der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ in Berlin

der Botschaft der Republik Polen in der Bundesrepublik Deutschland

dem Polnischen Institut Berlin

 

Die Ausstellung ist bis zum 7. Januar 2018 geöffnet.

 

Weitere Informationen:

www.warsawrising.eu

www.museum-peenemuende.de