78. Jahrestag der sowjetischen Aggression gegen Polen

Am 17. September 1939 marschierte die Rote Armee unter Bruch des polnisch-sowjetischen Nichtangriffspaktes in die Republik Polen ein. Die sowjetische Aggression setzte damit die im geheimen Zusatzprotokoll des Hitler-Stalin-Paktes enthaltenen Festlegungen um, die die Aufteilung von Gebieten oder die Verfügung über die Unabhängigkeit Polens und weiterer souveräner Staaten in Ostmitteleuropa - Litauen, Lettland, Estland, Finnland und Rumänien - betrafen.
 

Die sowjetischen Truppen überschritten ohne vorherige Kriegserklärung die polnische Ostgrenze auf ihrer ganzen Länge. Dieser Angriff stellte einen Bruch des polnisch-sowjetischen Nichtangriffsvertrages von 1932 sowie weiterer von den Regierungen beider Staaten geschlossenen Vereinbarungen dar, was die Regierenden der UdSSR mit der angeblichen Liquidierung des polnischen Staates und der Nichtexistenz seiner höchsten Organe erklärten.
 
Die Rote Armee stieß auf Gegenwehr vonseiten der Polnischen Armee und des Grenzschutzkorps, obwohl die Soldaten auf Weisung des Oberbefehlshabers Kämpfe vermeiden und sich in Richtung Ungarns und Rumäniens zurückziehen sollten, mit Ausnahme von direkten Angriffssituationen und Entwaffnungsversuchen durch Rotarmisten. Bis Ende September 1939 besetzten die Soldaten der Roten Armee die östlichen Gebiete der Zweiten Polnischen Republik.
 
Eine der Folgen der sowjetischen Aggression war die Verhaftung von über 200.000 Polen. Die späteren Jahre der sowjetischen Besatzung während des Zweiten Weltkrieges waren für die Polen eine Zeit der Verfolgungen. Die Bürger der Zweiten Polnischen Republik wurden gezwungen, die sowjetische Staatsangehörigkeit anzunehmen. Hunderttausende Polen, die in den von der Roten Armee besetzten Gebieten lebten, waren von Deportationen ins Innere der UdSSR betroffen. Ihr Ziel war eine Veränderung der Sozialstruktur in den Ostgebieten der Zweiten Republik bei gleichzeitiger Gewinnung billiger Arbeitskräfte. 1940 begannen die Sowjets mit der Ausrottung der polnischen Eliten: Mehr als 20.000 polnische Bürger wurden bei Massenerschießungen in Katyn, Charkow und Twer umgebracht.
 
Die sowjetische Aggression, die die britische Tageszeitung The Times einen „Stoß in den Rücken“ nannte, war eine unmittelbare Konsequenz des Hitler-Stalin-Paktes, der am 23. August 1939 in Moskau unterzeichnet worden war. Ein integraler Bestandteil des deutsch-sowjetischen Paktes war das geheime Zusatzprotokoll. Sein zweiter Punkt, der Polen direkt betraf, lautete folgendermaßen: „Für den Fall einer territorial-politischen Umgestaltung der zum polnischen Staate gehörenden Gebiete werden die Interessenssphären Deutschlands und der UdSSR ungefähr durch die Linie der Flüsse Narew, Weichsel und San abgegrenzt. Die Frage, ob die beiderseitigen Interessen die Erhaltung eines unabhängigen polnischen Staates erwünscht erscheinen lassen und wie dieser Staat abzugrenzen wäre, kann endgültig erst im Laufe der weiteren politischen Entwicklung geklärt werden. In jedem Falle werden beide Regierung diese Frage im Wege einer freundschaftlichen Verständigung lösen.“ Diese Umstände belasten die UdSSR mit der Verantwortung für die Beteiligung an der Auslösung des Zweiten Weltkrieges.
 
Am 28. September 1939, als die Abwehrkämpfe noch andauerten, unterzeichneten das Dritte Reich und die UdSSR ein weiteres Abkommen, das sich gegen Polen richtete: den Grenz- und Freundschaftsvertrag. In dem in Moskau unterzeichneten Dokument teilten die Verbündeten die polnischen Gebiete unter sich auf und verpflichteten sich, polnische Unabhängigkeitsbestrebungen gemeinsam zu ersticken. Gemäß diesem Abkommen war die UdSSR damit einverstanden, den östlichen Teil Masowiens und das Lubliner Land an Deutschland abzutreten, im Gegenzug für das deutsche Einverständnis, Litauen der sowjetischen Einflusszone zuzuschlagen. Damit waren die Teilung Polens und die Aufteilung der Einflusszonen in den baltischen Staaten besiegelt.

 

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